In Eichstätt, ja, da ist die Welt noch in Ordnung. Rund 13.500 Menschen leben in der Kleinstadt in Oberbayern, durch die sich der langsamste Fluss Deutschland schlängelt und in der, zumindest gefühlt, vielerorts schon sehr früh am Abend die Gehsteige hochgeklappt werden. Eine Stadt, so beschaulich, dass sowieso nicht genug passiert, um die örtliche Zeitung zu füllen - geschweige denn eine ganz neue Lokalzeitung. Oder?
Das zumindest befürchten noch am ersten Maiwochenende einige der 21 Journalistik-Studenten, die im Sommersemester 2018 das Modul „Spezialisierung im Journalismus: Lokaljournalismus“ an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt belegen und vor der Aufgabe stehen, Merkurist Eichstätt in den kommenden zwei Monaten mit Snips und Artikeln zu befüllen und so als lokales Onlinemedium in der Stadt bekannt zu machen. Im Kurs sollen sie sich mit Herausforderungen, aber auch mit Chancen des Lokaljournalismus auseinandersetzen, der sich vor allem in ländlichen Gebieten in den vergangenen Jahren immer weiter zurückzieht.
Themen finden, Social Media pflegen, News machen
Merkurist als Uni-Projekt also? Auch für uns ein Experiment - noch dazu in einer so kleinen Stadt. Kann Lokaljournalismus mit Merkurist hier überhaupt funktionieren? Sechs Wochen nach dem Start ist klar: Mit einer ordentlichen Portion Motivation geht das. Mittlerweile haben die Studenten insgesamt mehr als 50 Artikel geschrieben und rund 160 Snips erstellt, auch die Facebook-Likes klettern konstant nach oben. Am bislang stärksten Traffic-Tag landeten knapp 800 Visits auf der Seite. Selbst in punkto Themensuche sind die Studenten zufrieden: „Eichstätt ist doch kein so schlechtes Pflaster für Themen“, heißt es am zweiten Block-Wochenende Anfang Juni. Und: „Man geht mit offeneren Augen durch die Stadt.“
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Welche Geschichten interessieren die Bürger?
Dabei entdecken die Studenten Themen, die den Nerv der Eichstätter treffen. Da ist zum Beispiel die Geschichte über Miftaha aus Äthiopien, ein junger Flüchtling, der seit mehreren Jahren in Eichstätt lebt und trotz bevorstehender Ausbildung abgeschoben werden soll. Oder die Dauerparker-Problematik an der Uni, wegen derer viele Pendler keinen Parkplatz finden. Und dann gibt es da noch die Reportage über eine kleine Westernstadt nahe Eichstätt, die jedes Jahr zum Vatertag zur Pilgerstätte für Feiernde und Familien wird.
Noch drei Wochen lang werden die Studenten Merkurist Eichstätt betreiben, dann ist das Semester vorbei. Am Ende des Kurses steht für die Studenten eine Erfahrung, die ihnen hoffentlich auch im Berufsleben weiterhelfen wird - wie es ist, ein lokales Onlinemagazin ganz neu aufzubauen, warum die Kommunikation mit der Leser-Community gerade online so wichtig ist und wie man an einem Ort, an dem man kaum Themen erwartet, schließlich doch fündig wird - und mehr entdeckt, als man eigentlich erwartet hätte.
Ihr wollt Euch Merkurist Eichstätt anschauen und die Texte der Studenten lesen? Bis Mitte Juli könnt Ihr das noch tun - auf merkurist.de/eichstaett.