Journalismus mit Facebook – Warum Inhalte teilen?

Wer sich im Bereich Onlinejournalismus bewegt, weiß, dass die Nutzung von Social-Media-Kanälen zur Bekanntheitssteigerung und Vermarktung der eigenen Inhalte nahezu unerlässlich ist.

Journalismus mit Facebook – Warum Inhalte teilen?

Viele (potenzielle) Nutzer tummeln sich in den sozialen Netzwerken. Immer mehr von ihnen nutzen Facebook, Twitter und Co. als Hauptinformationsquelle und beziehen ihre News daher. Zwar wird Facebook in der Verlagsbranche auch als Fluch angesehen, da der Kult der kostenfreien Informationsbeschaffung im Internet eine ziemliche Konkurrenz darstellt und Verlagen Leser raubt. Aber wie kann man als Journalist oder Zeitungsredaktion die Reichweite, die man dennoch mit Facebook erreichen kann, für die eigenen journalistischen Zwecke nutzen? Und das vielleicht sogar ohne sich komplett von den Tech-Riesen abhängig zu machen?

Was hat Facebook mit Journalismus zu schaffen?

Facebook ermöglicht durch das Liken bestimmter Nachrichtenseiten und anderer Angebote, den eigenen Newsfeed zu bauen. Indem man eine Seite abonniert, werden die aktuellsten Posts ausgespielt und man kann sich kostenfrei informieren – ob über das allgemeine Tagesgeschehen weltweit, lokale Ereignisse, Special-Interest-Themen oder anderes. In diesem Sinne fungiert Facebook selbst nicht als Creator von Inhalten, sondern vielmehr als Provider. Die Posts stammen alle von den Redaktionen der jeweiligen Nachrichtenseiten.

Allerdings sollte sich das laut Spiegel Online dieses Jahr ändern. Angestachelt von den lauter werdenden "Fake-News-Schreien" wolle Facebook ein Zeichen setzen und im Rahmen einer Kampagne enger mit Verlagen und Medienhäusern zusammenarbeiten. Neue Nachrichtenformate sollen her, die verlässlich sind und in den Redaktionen Facebook als Plattform zum Publishen nutzen. Außerdem sollen Experten Faktenchecks vornehemen, um noch schneller auf Fake News reagieren zu können.

Kritik – "Facebook nimmt zu viel Einfluss auf die öffentliche Meinung"

Natürlich werden in diesem Zusammenhang auch kritische Stimmen laut, die anmarkern, dass Facebook mit dieser Kampagne zu viel Einfluss auf den Journalismus und damit auch auf die öffentliche Meinung habe. In einer Studie zu Digital Journalism an der Columbia University stellten Emily Bell und Owen Tyler fest, "dass die großen sozialen Medienplattformen und Suchmaschinen zunehmend klassische Verlegerrollen einnehmen. Dabei kontrollierten sie, welche Inhalte die Leser erreichen und welche Art von Journalismus sich daraus entwickelt". Indem die Tech-Riesen Einfluss auf die Ausspielung von News nehmen, könnten sie das Meinungsbild verfremden. Außerdem gefährdeten sie klassische Verlage, da sie viel Umsatzpotenzial für sich einstreichen.

Bell kritisiert außerdem, dass es zunehmend wichtiger werde, dass Beiträge skalierbar und shareable sind – und nicht, dass sie einer hohen journalistischen Qualität entsprechen. Bei Facebook und Co. komme es mehr auf die Quantität statt auf die Qualität an.

Doch wenn man ehrlich ist: Wer würde freiwillig auf Facebook und Twitter als Multiplikator für die eigenen Inhalte verzichten? Und kann man sich das überhaupt leisten, wenn "alle anderen das ja auch machen"? Dadurch, dass Facebook und andere Tech-Giganten eine zunehmend zentrale Stellung in der Medienwelt eingenommen haben, wird es immer schwieriger unabhängig von ihnen zu agieren – auch als eigenständiges Medienunternehmen oder Verlag. Und eine Abhängigkeit ist als Medienunternehmen alles andere als erstrebenswert, sondern wiederspricht vielmehr den journalistischen Wertvorstellungen.

Warum Facebook zum Teilen von Inhalten nutzen?

Dennoch nutzen wir Facebook? Warum? Weil's klappt! Mal mehr, mal weniger, aber besser als ohne. Welche Vorteile bringt die Plattform mit sich? Drei Gründe, warum man seinen Content auf Facebook teilen sollte:

  • Traffic steigern: Facebook ist für viele ständiger Begleiter und die Nutzung nahezu ritualisiert. Morgens im Bus auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause, vor dem Schlafengehen usw. Daher eignet sich die Plattform auch so sehr, um möglichst hohe Reichweiten für Inhalte zu erzielen. Mehr Leute erreicht man durch Content, der polarisiert, interessant und gut teilbar ist. Interaktionen sind einfach: per Klick auf den Like-Button bei Interesse, das Hinterlassen eines Kommentars oder das Teilen in der eigenen Chronik. Diese Interaktionen sind gut messbar und geben den Redaktionen wertvolle Tipps, welches Thema oder vielleicht auch Medienform (Text, Bild, Video,...) am besten ankommen. Das macht die Performance der eigenen Seite, auf die verwiesen werden soll, etwas vorausschaubarer. Das Facebook Reichweiten ziemlich gut draufhat, belegt diese Grafik. Rund 2 Milliarden Nutzer tummeln sich monatlich auf Facebook. Viele davon lassen sich in Interessencommunities zusammenführen – und so noch besser targeten.

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  • Community bilden: Nirgendwo lassen sich Communities besser bilden als in sozialen Netzwerken oder auf anderen Plattformen, wo die Interaktion zwischen Usern im Vordergrund steht. Da Interaktionen auf Facebook schon eine ganz natürliche und fast selbstverständliche bis sogar automatisierte Handlung sind, fördern sie die Bildung von Communities. Über Facebook-Posts lassen sich Leser direkter ansprechen und in Form von Kommmentaren, Likes und Co. interagieren. Außerdem können in Facebook auch einmal lockere Beiträge erscheinen, die vielleicht einmal fern vom Business-Alltag sind und Einblick in die Redaktion geben. Das vermittelt der Community ein Bild von Transparenz und Sympathie.
  • Bekanntheit steigern/Brand stärken: Indem immer wieder Beiträge einer Seite im Newsfeed des Lesers erscheinen, wird der Wiedererkennungswert der Marke gesteigert. Natürlich auch die Häufigkeit der Postings wirkt sich auf die Bekanntheit der Seite aus. Wenn man die häufigsten Nutzungszeiten seiner User herausgefunden hat, sollte man sein Publishingzeiten danach ausrichten. So kann man sich in den Alltag seiner Leser integrieren und begleitendes Medium werden – auf dem Weg zur Arbeit oder abends vor dem Fernseher.

Facebook ist und bleibt wichtig: Dennoch müssen Nachrichtenplattformen ihre Abhängigkeit von der Plattform zu managen lernen. Dabei geht es z. B. darum

  • darauf zu achten, dass zumindest mittelfristig ein solider Prozentanteil des Gesamttraffics immer noch von anderen Quellen kommt (bestenfalls über 50 %).
  • Facebook auch dafür zu nutzen, Leser zu erneuten Besuchen der eigenen Nachrichtenplattform unabhängig von Facebook zu bewegen.
  • seinen gesamten Content nicht schon auf Facebook preiszugeben, d. h. Lesern gar keinen Grund mehr zu geben, noch auf die eigentliche Nachrichtenplattform zu wechseln.

So kann Facebook genutzt werden, ohne sich komplett von der Plattform abhängig zu machen. Nutze den Multiplikatoren-Effekt von Facebook, Twitter und Co., aber halte Deine Ziele im Hinterkopf und arbeite auf eine unabhängigere Nachrichtenseite hin.

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