Und ich finde es beeindruckend, wenn Texter – egal ob Journalisten, Blogger, Hobbyschreiber – es schaffen, einen wirklich fesselnden Artikel mit starkem Spannungsbogen zu schreiben. Daher schauen wir mal genauer hinter die Kulissen und versuchen das Geheimnis eines spannenden Artikels zu lüften.
Strukturiert an die Sache rangehen
Bevor man DEN fesselnden Artikel schreibt, sollte man zunächst ein grobes Konzept erstellen: Was möchte ich im Artikel vermitteln? Wie möchte ich das vermitteln? Wie strukturiere ich den Text? Und – wie verdammt baue ich Spannung auf?! Das sind zunächst einmal ziemlich viele Punkte, über die man sich Gedanken machen muss. Steht allerdings erst einmal ein stabiles Konzept, wird das Schreiben viel leichter von der Hand gehen.
Arbeitsschritte für mehr Struktur im Text:
- Notiere Dir für den Artikel die sieben W-Fragen mit Antwort, damit Du weißt, was inhaltlich in Deinem Artikel nicht fehlen darf.
- Überlege Dir, was in den Einstieg, den Hauptteil und den Schluss reingehört. Was muss der Leser als erstes wissen, welche Infos benötigt er, um dem weiteren Textverlauf folgen zu können.
- Konzipiere einen Spannungsbogen, den Du zu Beginn des Textes vorbereitest, ihn im Mittelteil auf die Spitze treibst und hältst, um dann zum Schluss die Auflösung zu geben.
- Lege Dir Material wie gesammelte Zitate oder Expertenmeinungen bereit, damit Du sie an passender Stelle in den Artikel einfließen lassen kannst.
Wie baut man einen Spannungsbogen auf?
Ein Spannungsbogen – was bedeutet das überhaupt? Ein Spannungsbogen soll verhindern, dass die Leser Deines Textes frühzeitig aussteigen und nicht zu Ende lesen. Das gilt es zu vermeiden. Schließlich sollen sie möglichst lange auf den Seiten verweilen, weitere Artikel klicken, Anzeigen und gesponserte Artikel wahrnehmen usw.
Spannung kommt auf, wenn...
- Konflikte beschrieben werden (Beispiel: jemandem stößt etwas zu und man möchte wissen, wie es demjenigen ergeht und was unternommen wird).
- Unklarheit besteht und der Leser zunächst im Dunkeln tappt. Versuche diesen Zustand der Unsicherheit so lange wie möglich zu halten, aber reize ihn nicht aus.
- immer nur kleine Teile der Auflösung sich nach und nach zusammenfügen. Gib den Lesern immer einen Finger mehr, nicht gleich die ganze Hand.
- Du eine anschauliche Sprache verwendest und der Leser sich gut eindenken oder gar einfühlen kann. Aber Achtung: Eine bildhafte Sprache ist nicht immer angebracht und kann bei übermäßiger Nutzung unprofessionell wirken.
Filmproduzent Samuel Goldwyn hatte für seine Drehbuchautoren ein ganz einfaches Rezept, um Spannung aufzubauen: „Mit einem Erdbeben anfangen und dann ganz langsam steigern.“ Das erste, was also sitzen muss, ist der Einstieg. Hier gilt: Auf Abgedroschenes („Nicht schlecht staunte…“) und Floskeln („Aller Anfang ist schwer“) verzichten, stattdessen überraschen. Ein paar Beispiele gibt es von Wolf Schneider. Ist der Einstieg gelungen, hat man den Leser schon einmal für sich gewonnen.
Jetzt hat er aber immer noch reichlich Chancen, aus dem Text auszusteigen. Um das zu verhindern, braucht der Text einen guten Sprachrhythmus: Lange und kurze Sätze variieren, Bürokratensprache vermeiden (ung-Wörter raus!), klingende Verben verwenden (wuchten, krachen, schleichen), überflüssige Adjektive raus.
Ralf Keinath, Redaktionsleiter von Merkurist Rhein-Main, empfiehlt: "Wer sich seinen Text laut vorliest, merkt meistens selbst, wo es noch hakt."
Wie löst man die Spannung auf?
Geschafft: Du hast einen fesselnden Artikel geschrieben. Die Auflösung hast Du Dir bis zum Ende aufgespart. Die Leser verlangen danach, sind ganz heiß auf das, was Du noch zu berichten hast. Und dann...
Kommst Du mit einer lachhaften Auflösung daher.
So soll es in keinem Fall laufen. Wenn Du Deinen Lesern einen spannenden Artikel geboten hast und auf etwas hingearbeitet hast, muss Deine Auflösung auch Deinen Versprechen gerecht werden. Leser werden es Dir übel nehmen, wenn Du Deinen Text mit Clickbaiting anpreist und dann eine schwache Auflösung gibst, die für den Leser absolut unbefriedigend ist. Also halte immer Deine Versprechen und verspreche nie, was Du nicht halten kannst.
Was Du sonst noch für einen fesselnden Artikel benötigst
Abgesehen von Struktur und Spannungsbogen gibt es auch inhaltlich noch den ein oder anderen Tipp, wie man einen fesselnden Artikel schreiben kann.
- Schreibe verständlich: Nicht nur Du sollst den Artikel nachvollziehen können. Auch der Leser ohne weitere Hintergrundinformationen muss bei 0 anfangen und den Artikel verstehen.
- Vergiss die Details nicht. Details gestalten den Text anschaulich. Wenn Du zum Beispiel über ein Ereignis berichtest, gib auch Hintergrundinformationen preis, die wichtig sein könnten und den Artikel ausschmücken.
- Spannungsaufbauende Adjektive machen den Text anschaulicher und oft greifbarer. Sie lösen bei den Lesern bildliche Vorstellungen aus. Bedenke aber, dass sich nicht jeder Artikel dazu eignet, mit Adjektiven ausgeschmückt zu werden.
- Manchmal ist es auch sinnvoll, den Leser direkt anzusprechen und ihm Fragen zu stellen, die er zunächst für sich selbst beantworten kann. Der Leser fühlt sich integriert und gefordert und ist noch gespannter, was Du zu dem Thema zu sagen hast.
- Wiederhole Dich nicht, sondern gestalte Deinen Artikel erfrischend und abwechslungsreich.
- Denke Dich in Deine Leser ein. Stelle sie Dir bildlich vor in ihrer ganzen Komplexität. Habe dabei immer die Frage vor Augen: Was interessiert meine Leser? Was wollen sie wissen? Wonach suchen sie in meinem Text?
Du hast nun viele Anregungen an die Hand bekommen, wie man einen spannenden Artikel schreibt. Jetzt geht es an die Umsetzung. Viel Erfolg beim Umsetzen! (Kennst Du schon unsere Tipps für einen spannenden Teaser?)
Was ist Dein persönlicher Tipp für einen fesselnden Artikel?
Autoren: Marina Wolf, Carolina Nöldner