Diese Frage stellen wir uns immer häufiger, nicht nur, weil wir täglich die Arbeit von Journalisten erleichtern möchten. Drei ForscherInnen der Ludwig-Maximilians-Universität in München haben an einer neuen Studie gearbeitet, die das Berufsbild freier Journalisten näher beleuchten soll. Ein Teil der Ergebnisse und andere Gedanken in diesem Artikel:
Frei bedeutet nicht gleich frei
Laut aktueller Studie der Münchner Forscher soll es von insgesamt ca. 41.000 festangestellten Journalisten rund 9.600 freie Mitarbeiter in Deutschland geben. Das erscheint im Vergleich recht wenig, besonders wenn man sich etwas unter Journalisten umhört. Da wird häufig geklagt über befristete Verträge, gestrichene oder halbierte Stellen sowie über die Utopie einmal festangestellt zu werden.
Die Traumvorstellung: als freier Mitarbeiter für den großen Zeitungsverlag zu schreiben, um dann später als Festangestellter zu einem attraktiven Gehalt übernommen zu werden. Viele Journalisten arbeiten auf dieses Ziel hin. Doch eine dieser begehrten Festanstellungen zu ergattern, wird zunehmends schwieriger. Oft ist "nicht genügend Budget" vorhanden, um einen Freien festanzustellen. Oder aber er wird mit einer Scheinselbstständgkeit abgespeist. Die pseudo-freie Mitarbeit, in der man zwar einen Vorgesetzten hat, der einem sagt, was und wie man zu arbeiten hat, aber immerhin ist man in der Versicherung ganz "frei".
Die muss der scheinselbstständige Journalist nämlich selber übernehmen. Laut der Ergebnisse einer Befragung von 1.353 Journalisten des DJV (2014) müssen sich rund 15 % der Journalisten selber privat oder gesetzlich versichern. Um zu verstehen, dass frei häufig nicht wirklich frei bedeutet, ist diese Aussage interessant, wenn auch etwas verwirrend:
"Als Unternehmer oder auch Kleinstunternehmer im Sinne von Definitionen der Europäischen Unioist praktisch kein freier Journalist anzusehen. 99 Prozent haben keinen oder maximal einen Beschäftigten. Mehr als ein Viertel arbeitet fest frei. Rund 13 Prozent bezeichnen sich als Pauschalisten, 9 Prozent als arbeitnehmerähnliche Journalisten. Jeder 9. freie Journalist ist ein verkappter Arbeitnehmer, der von seinem Arbeitgeber zur Vermeidung von Sozialabgaben und/oder arbeitsrechtlichen Pflichten als freier Mitarbeiter bezeichnet wird", so der DJV.
Pauschalisten? Arbeitnehmerähnliche Journalisten? Da schwirrt einem schnell der Kopf. Sowohl Pauschalisten (gleichbedeutend mit Scheinselbstständigen mit Pauschalhonoraren) als auch arbeitnehmerähnliche Journalisten (Tarifverträge für Honorare und Zuschüsse zu Krankheit/Urlaub) profitieren eben nicht von der vollen Palette eines festangestellten Journalisten, weshalb es ihnen deutlich schwieriger fallen dürfte sich mit ihrer Arbeit über Wasser zu halten.
Die Zahlen lügen nicht, oder?
Wie man sehen kann, ist es recht schwierig zwischen freien Journalisten und fest angestellten zu unterscheiden, da es einfach Grauzonen gibt, die sich von Merkmalen beider Anstellungsverhältnisse bedienen. Daher muss man genau hinterfragen, wenn es heißt: X Journalisten sind bei uns fest angestellt./X Journalisten sind bei uns freie Mitarbeiter. Denn frei bedeutet nicht gleich frei und fest bedeutet nicht gleich fest. Es kommt immer auf die genauen Details des Anstellungsverhältnisses an: Kann der freie Mitarbeiter wirklich frei über seine Arbeitsweise entscheiden? Wo arbeitet der Journalist, im eigenen Home Office oder an einem festen Platz im Verlagshaus? Ist der Journalist über den Verlag versichert, oder muss er die Sozialabgaben komplett alleine tragen? Hat er die Möglichkeit, von der Künstlersozialkasse unterstützt zu werden? Ist sein Arbeitsvertrag befristet oder unbefristet?
Von diesen Parametern hängt natürlich auch die Zufriedenheit der freien Journalisten ab. Vielleicht sind sie mit ihrem Job, also dem Handwerk (ganz konkret: der Recherche und Aufbereitung von Themen für Artikel oder andere Medienprodukte), zufrieden, müssen aber Abstriche bei Gehalt, Sozialversicherung und Arbeitsrecht machen.
Hand aufs Herz: Wie zufrieden sind freie Journalisten in Deutschland?
Die Studie der Münchner ForschInnen zeigt: Die freien Journalisten sind, zumindest mit der Honorierung ihrer Arbeit, nicht zufrieden. Viele der Freien verdienen weniger als 1.800 Euro im Monat, ganz im Gegensatz zu den festangestellten Journalisten, die häufig mit deutlich mehr Gehalt rechnen dürfen. (Laut der Umfrage des DJV waren es vor wenigen Jahren noch 2.180 Euro, die ein freier durchschnittlich verdient hat.)
Der DJV hat 2014 auch nachgefragt, in welchen Bereichen Journalisten gerne mehr Unterstützung bekommen würden: "Am meisten Zustimmung erhalten der Rechtsschutz, Honorarübersichten, das Urheberrecht, Steuerinformationen, Fort- und Weiterbildung", laut Umfrageergebnis.
Und dennoch: Der Beruf des freien Journalisten scheint seinen Reiz noch nicht verloren zu haben. Ob nebenberuflich oder hauptberuflich, freie Journalisten gibt es viele. Aus Leidenschaft zum Beruf oder auch aus der Ideologie der eigenen Aufgabe geben Journalisten nicht auf, sondern kämpfen sich durch. Auch wir sind der Ansicht, dass sich freie Journalisten nicht abschrecken lassen sollten, sondern auch Mut beispielsweise zur Neugründung eines eigenen Unternehmens aufbringen dürfen.
Was ist mit Dir? In welchem Anstellungsverhältnis arbeitest Du? Gibt es etwas, was sich verbessern müsste, um Dir das Leben als Journalist zu erleichtern?