Zeig dich! – Networking für Journalisten

Netzwerken. Bei diesem Begriff läuft es vielen eiskalt den Rücken runter: sich fremden Menschen annähern, sie in ein Gespräch verwickeln, sich gewollt ungezwungen unterhalten, sich vernetzen.

Zeig dich! – Networking für Journalisten

Das fällt nicht jedem sehr leicht, ich nehme mich da nicht raus. Dennoch ist Networking für Journalisten wichtig. Nein, nicht nur für den großen Verlagschef, den Vertriebsleiter oder Marketing-Guru, auch freie Journalisten müssen das "Handwerk" Netzwerken erlernen und für ihren Erfolg nutzen.

Was bringt Netzworking für Journalisten eigentlich?

"Warum sollte man viel Zeit investieren, um auf Branchenveranstaltungen zu gehen und Schwätzchen zu halten? Wenn man in der Zeit doch genauso gut etwas für seine Weiterbildung machen oder einen neuen Artikel schreiben könnte?" Das sind berechtigte Fragen, die gewiss schon dem ein oder anderen Journalisten durch den Kopf geschwirrt sind. Man macht es sich oft gerne leicht, indem man Gründe findet, sich doch Aufgaben und Situationen, die einem möglicherweise unangenehm sind, entziehen zu können.

Tatsächlich lohnt es sich zu netzwerken. Und zwar aus folgenden Gründen:

1. Neue Aufträge an Land ziehen

Besonders als freier Journalist weiß man: Die Aufträge fallen nicht vom Himmel. Man muss sie sich erarbeiten, indem man bei Verlagen und anderen Unternehmen vorstellig wird. Am authentischsten ist es natürlich, wenn man sein Können im Rahmen eines lockeren Gesprächs bei einer Branchenveranstaltung verkaufen kann und potenzielle Arbeitgeber auf einen aufmerksam werden.

2. Unternehmen und Mitarbeiter kennenlernen

Man interessiert sich vielleicht für ein Unternehmen und zieht es als zukünftigen Arbeitgeber in Betracht. Dabei kommt es nicht nur darauf an, ob das Unternehmen am Journalisten und seiner Arbeit interessiert ist, sondern auch, ob man als Journalist mit dem Arbeitgeber und den "Kollegen-to-be" zurechtkommt. Netzwerken ist auch ein Beschnuppern, um herauszufinden, ob man beruflich gut zusammenpasst.

3. Ein Stein im Brett haben

Wenn man mit den richtigen Personen Kontakte knüpft, können sich wertvolle Türen öffnen. Vielleicht erhält man einen heißen Tipp für ein Thema, das durch die Decke gehen wird. Oder vielleicht den direkten Kontakt zu einem spannenden Interviewpartner, dem man schon Monate erfolglos hinterhertelefoniert hat. Hält man sich mit Multiplikatoren gut, kommen sie möglicherweise auf einen zurück oder können in schwierigen Situationen aushelfen.

Wie netzwerkt man?

Netzwerken hat viel mit Eigenmarketing zu tun. Man präsentiert sich und stellt sich anderen Menschen vor. Das kann man aus vielen verschiedenen Motiven heraus initiieren: Vielleicht ist man auf Jobsuche, sucht eine spannende Story, möchte einen neuen Werbekunden an Land ziehen oder anderes. Dabei muss man sich selber gut verkaufen, selbst wenn es nur darum geht, einen guten ersten Eindruck ohne weitere Hintergedanken zu hinterlassen.

Darauf ist beim Networking für Journalisten zu achten:

Um Persönlichkeiten der eigenen Branche kennenzulernen, sollte man sich die Zeit nehmen, auf wichtigen Seminaren, Workshops, Barkamps oder Tagungen vertreten zu sein. Das bedeutet zunächst ein Zeit- (und möglicherweise auch Geld-)Invest, wird sich aber langfristig lohnen.

Sich selbstbewusst zeigen: Sich hinter seinem Wasserglas zu verstecken und Löcher in Luft und Wände zu starren wird niemanden weiterbringen. Man nehme sich den Mut auf die Menschen zuzugehen, sich freundlich vorzustellen und ins Gespräch zu kommen. Man hat einen gemeinsamen Kontakt oder ähnliche Brancheninteressen, umso besser!

Man sollte stets seine Visitenkarten mit sich führen, egal ob man auf einer Veranstaltung ist oder nicht. Interessante Kontakte und Möglichkeiten können sich jederzeit ergeben, ob am Bahnsteig oder in einer Bar. Dabei aber beachten: Lediglich die Visitenkarte rauszugeben reicht nicht. Man muss es schaffen, im Gedächtnis des Gegenübers zu bleiben und einen positiven Eindruck zu hinterlassen, der bleibt.

Geknüpfte Kontakte wollen vertieft werden. "Wer glaubt, mit dem Besuch eines Netzwerk-Events sei alles erledigt, der irrt. Denn Netzwerken fängt häufig erst nach dem Besuch einer Veranstaltung richtig an. Die aufgebauten Kontakte müssen gepflegt und weiter vertieft werden. Networking ist also viel Arbeit, braucht Geduld, erfordert Eigeninitiative und lebt auch von der Regelmäßigkeit", sagt die Journalistin Daniela Lukaßen für AOW-Bonn.

Reicht nicht auch das Internet?

"Nein. Das reicht nicht. Facebook und Twitter, Instagram und Snapchat, Xing und LinkedIn haben ohne Frage ihre Bedeutung für Journalisten, können aber nicht den direkten Dialog ersetzen. Grund ist, dass es oft um Vertrauen geht, welches sich online nur schwer aufbauen lässt", sagt Eva Werner, die beim DJV tätig ist, in einem Artikel.

Zum einen gestaltet es sich manchmal gar nicht so leicht, die richtigen Personen in den sozialen Netzwerken zu erreichen. Man weiß ja schließlich gar nicht, ob die-/derjenige in der Stimmung für Networking ist und sich die Zeit nimmt, auf Kontaktanfragen zu antworten. Die sozialen Netzwerke eignen sich gewiss gut zur Nachbereitung geknüpfter Kontakte. Für den ersten Kontakt sind gewiss Veranstaltungen besser. Man hat bereits einen ersten Anknüpfungspunkt (beide befinden sich auf derselben Veranstaltung, haben also vielleicht ähnliche Interessen und Ziele).

Auch der Punkt mit dem Vertrauen ist wichtig: Ich selber wüsste auch nicht, wie ich auf eine Networking-Anfrage komplett aus dem Kontext reagieren würde, wenn ich die-/denjenigen nicht kenne und nichts über ihre/seine Motive weiß. Eine Unterhaltung "face-to-face" ist nun einmal viel verbindlicher und persönlicher, außerdem kann man den Charakter des Gegenüber viel besser einschätzen.

Über den eigenen Schatten springen

Und jetzt: Einmal allen Mut zusammennehmen, rausgehen und der Welt zeigen, was für eine besondere Persönlichkeit man ist. Dabei bitte nicht zu dick auftragen, aber auch nicht unter Wert verkaufen. Das Ziel: Wertvolle Gespräche, die sich einmal wirklich wie ein freundliches Gespräch anfühlen und nicht gekünstelt oder gar unangenehm wirken. Mit etwas Übung wird das auch immer leichter fallen. Versprochen!

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