Warum ein attraktives Geschäftsmodell für Journalisten wichtig ist

Welche Eigenschaften sind Journalisten an ihrem Arbeitgeber wichtig?

Warum ein attraktives Geschäftsmodell für Journalisten wichtig ist

Ist es das clever durchdachte und skalierbare Geschäftsmodell des Verlags? Daran zweifle ich ein wenig. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass mein Augenmerk eher auf anderen Aspekten lag. Eher so: Wie viel verdiene ich pro Artikel? Ist das fair und deckt meinen Arbeitsaufwand? Wie groß/bekannt ist das Medium, in dem mein Artikel veröffentlicht wird? Wie viele Menschen lesen meinen Artikel?

Mir war es auch wichtig, Feedback zu meiner Arbeit zu bekommen – ob vom Redakteur oder dem Leser. Wobei Letzteres eher selten vorkam. Ich habe mir zwar auch Gedanken über die Arbeitsweise des Verlages gemacht und mich an dem wenig digital orientierten Konzept gestört. Aber welche Auswirkungen das Geschäftsmodell meines Arbeitgebers genau für mich hatte, darüber habe ich mir wenige Gedanken gemacht. Aber ich möchte in diesem Blogpost erklären, warum es doch wichtig ist, das Businessmodell des Verlags zu hinterfragen.

Was bedeutet ein Geschäftsmodell für Journalismus?

Das Geschäftsmodell für Verlage ist automatisch auch das Geschäftsmodell für Journalisten. Denn besonders sie müssen mit dem Konzept zurechtkommen und letztendlich auch mit den Gewinnen, die dieses abwirft, bezahlt werden.

Der Businessplan des Verlags berührt zahlreiche Bereiche der täglichen journalistischen Arbeit, u. a.:

  • Werden Artikel zur Online- oder Offline-Veröffentlichung erstellt/optimiert?
  • Wie eng ist die Zusammenarbeit mit dem Leser? Gibt es eine Zusammenarbeit?
  • Wie eng ist die Zusammenarbeit mit Kollegen?
  • Wie viele Ressourcen (in Form von Zeit oder Manpower) dürfen für einen Artikel aufgewendet werden?
  • Wie hoch ist die Vergütung pro Artikel oder Arbeitsstunde?
  • Welches Arbeitsmaterial wird dem Journalisten zur Verfügung gestellt?
  • Arbeitet der Journalist hauptsächlich im Büro, Homeoffice oder unterwegs?

Warum ein Businessmodell für Journalisten ebenfalls wichtig ist

Tatsächlich hängen die Aspekte, die vielen Journalisten bei ihrem Arbeitgeber wichtig sind, eng mit dem Verlagskonzept zusammen. Wie beispielsweise die faire Bezahlung im Journalismus: Im besten Falle bietet der Verlag ein partizipatives Honorarsystem an. Das bedeutet, wenn ein Artikel besonders gut läuft und damit beispielsweise die Werbeeinnahmen steigen, soll der Journalist auch etwas davon haben. Schließlich benötigt er einen Anreiz, die Qualität seiner Arbeit aufrechtzuerhalten.

Das funktioniert übrigens besonders gut, wenn der Journalist ständig Feedback zu seinen einzelnen Artikeln erhält. Hier gibt es besonders im Digitaljournalismus mehrere Möglichkeiten, dieses einzuholen:

  • Was sagen die Statistiken? Wie oft wurde ein Artikel geklickt und gelesen? Wie lange bleiben die Leser auf der Seite? Wie hoch ist die Absprungrate? Hier ist es natürlich Voraussetzung, dass der Verlag die nötigen Tools besitzt, um einzelne Artikel und ihre Performance überprüfen zu können.
  • Was sagen die Leser? Bietet das Geschäftsmodell für Journalisten die Möglichkeit mit den Lesern in einen Dialog zu treten? Werden Kommentare unter den Artikeln zugelassen, kann der Journalist direkt mit der Rückmeldung der Leser arbeiten. Natürlich ist dabei auch eine gewisse Moderation seitens des Verlags vonnöten.

Wie das Businessmodell die Arbeitsweise von Journalisten beeinflusst

Das Businessmodell des Verlages bestimmt in Teilen auch das Selbstverständnis des Journalisten und seine Rolle im Entstehungsprozesses eines Artikels oder einem anderen journalistschen Produkt. Sieht der Verlag also vor, dass sich seine Zeitung hauptsächlich aus Agenturmeldungen zusammensetzt, weil es vielleicht günstiger ist, muss der Journalist bei der investigativen Arbeit zurückstecken. Er baut am Ende möglicherweise nur die Zeitungsseiten mit der Redaktionssoftware und klärt Fragen per Telefon statt vor Ort.

Setzt der Verlag auf ein konstruktives Journalismusmodell, wie beispielsweise Perspective Daily, spielt der Journalist wiederum eine neue Rolle: Er ist Experte in seinem Gebiet und betrachtet Themen einmal aus einem anderen Blickwinkel, um möglichst objektiv zu bleiben. Durch die Pay Wall finanziert sich das Online-Medium. Hier wird auf Qualität und ein breites Meinungssprektrum gesetzt.

Sieht das Businessmodell vor, Digitaljournalismus mit starkem Lesereinbezug zu betreiben, werden auch hier die Journalisten ihre Rolle überdenken müssen. Sie arbeiten viel mobiler, agiler und im engen Austausch mit der Leser-Community, die auch regelmäßig Feedback geben kann.

Darauf sollten Journalisten achten

Es macht immer mehr Spaß für einen Arbeitgeber zu arbeiten, hinter dem man steht, mit dem man sich identifizieren kann. Passt das Businessmodell nicht zur Einstellung und Arbeitsweise des Journalisten, wird der Job für ihn nur wenig motivierend sein. Es ist wichtig, das Geschäftsmodell des eigenen Verlages zu verstehen und auch zu hinterfragen. Besonders in großen Unternehmen wie einem Verlag kommt es schnell vor, dass Mitarbeiter betriebsblind werden und nicht mehr weiterdenken. Das Geschäftsmodell muss stets dynamisch bleiben und sich den wechselnden Bedingungen auf dem Markt anpassen. Auch als Journalist muss man "jung bleiben" und auch einmal verrückte Trends mitmachen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Dynamisch denkende Journalisten halten nämlich auch den Verlag jung und fit.

Logo