Gewiss kann ich hier nicht für alle Blogger sprechen, das möchte ich auch gar nicht. Dennoch habe ich einmal versucht, herauszuarbeiten, wann Bloggen journalistisches Arbeiten sein kann und wann Bloggen eine Disziplin für sich ist.
Blog, Blogger, Bloggen - was bedeutet das eigentlich?
Gründerszene definiert einen Blog und seinen Blogger so: "Ein Blog ist ein im Internet präsentierter Textinhalt, der in chronologisch gestalteter Reihenfolge eine Art öffentliches Tagebuch darstellt. Jene Person, die einen Blog betreibt, wird als Blogger bezeichnet. Die Blogeinträge, die von den Bloggern verfasst werden, sind oft im Stil von kurzen Tagebucheinträgen gestaltet. Daher kommt es auch, dass Blogs meist eine sehr persönliche Note haben, was dann wiederum den jeweils individuellen Charme eines Blogs ausmacht. Natürlich wird an private Blogs nicht unbedingt der gleiche journalistische Anspruch gestellt wie an Tagezeitungen."
Hier werden schon viele Punkte angesprochen, die auch bei der Betrachtung des Selbstverständnisses eines Bloggers wichtig werden. Festzuhalten bleibt: Ein Blog ist eine Sammlung von Texten, die im Internet publiziert wird, einen tagebuchähnlichen Charakter und damit stets auch eine persönliche Note des Bloggers hat. Es gibt verschiedene Blogtypen. Zum einen private Blogs, die sich in der Regel mit Special-Interest-Themen beschäftigen wie Beauty, Mode, Gaming oder Sport. Zum anderen pflegen Unternehmen häufig eigene Blogs, in denen sie ihre branchenspezifischen Themen platzieren und Expertise für ihr Themengebiet anbieten.
"Natürlich wird an private Blogs nicht unbedingt der gleiche journalistische Anspruch gestellt wie an Tagezeitungen." (Gründerszene)
Besonders private Blogs würde man häufig nicht als journalistisches Angebot bezeichnen (auch wenn die Bezeichnung des Journalisten nicht geschützt ist). Blogs haben häufig andere Ansprüche an den Schreibstil, die Themen, Qualität und Aufmachung - was keineswegs automatisch bedeutet, dass sie schlechter sind. Viele Blogger bedienen nur häufig eine andere Zielgruppe und arbeiten nicht nach klasssichen journalistischen Standards.
Was ist die Aufgabe von Bloggern
Wenn man einen Blogger in Abgrenzung zu einem Journalisten betrachtet, kann man beobachten, dass die Ansprüche und Arbeitsweisen sich in Teilen stark unterscheiden können.
Nehmen wir zunächst einen Beautyblog als Beispiel:
Stell Dir einen Blog vor, der sich thematisch rund um Hautpflege und Makeup dreht. Da gibt es Artikel mit Rezensionen zu Cremes, Tipps für ein Abendmakeup und die Top 10 der Bodylotions. All die Inhalte, die man dort liest, haben keinen Anspruch auf Richtigkeit. Besonders Rezensionen oder Rangzuordnung von Produkten oder Dienstleistungen haben immer einen subjektiven Charakter und können in der Regel gar nicht vollständig sein. Sagt die Bloggerin "Das sind die 10 besten Bodylotions", müsste sie ja alle Lotions, die es überhaupt gibt, ausprobiert haben. Außerdem: Nach welchen Kriterien bewertet sie die Lotions? Vielleicht haben ihre Leser ganz andere Ansprüche an eine Bodylotion.
Das unterscheidet den Blogger an dieser Stelle vom Journalisten. Er muss prinzipiell keine Faktenprüfung vornehmen, sondern kann schreiben, was er für richtig hält. Die Aufgabe des Bloggers liegt nicht darin, dem Leser genaue Studien über alle Bodylotions der Welt vorzulegen und ihm das Rezept der perfekten Lotion vorzustellen. Seine Aufgabe liegt mehr darin, seine Interessen und seine Begeisterung für Produkte (mitzu)teilen. In tagebuchähnlicher Form möchte er sich vielleicht auch einfach selbst mitteilen und Einblicke in sein Leben geben.
Auch Blogger (und vielleicht sogar besonders Blogger) betreiben Community Building. Sie tauschen sich mit Menschen aus, die ähnliche oder gleiche Interessen haben und sich für dieselben Themen interessieren (in diesem Falle Beauty). Blogger regen ihre Leser zum Austausch an, indem sie Fragen stellen, die in den Kommentaren beantwortet werden dürfen. Außerdem sind Blogger häufig auf Social-Media-Plattformen vertreten. Community Building ist auch Aufgabe von Journalisten, oder sollte es zumindest sein. Das Vorgehen zur Community-Pflege über die Anregung von Austausch ähnelt sich sehr stark. In dieser Hinsicht können sich Journalisten auch durchaus noch etwas von Bloggern abschauen.
Und was ist mit Lokalblogs?
Lokalblogs kann man als "Zwischending" zwischen Blogging und Journalismus verstehen. Denn beim Lokalbloggen stehen ganz eindeutig journalistische Motive im Vordergrund: das Informieren der Leser, die Einhaltung journalistischer Standards und Werte sowie die journalistsiche Arbeitsweise (Recherche, Einordnung, Aufbereitung, Distribution usw.). Zwar gilt auch hier: Den Blog kann prinzipiell jeder betreiben, der möchte, egal, ob er journalistische (Vor-)Kenntnisse hat oder nicht. Aber dennoch benötigt man allein zum Aufbau eines solchen lokalen Newsrooms wichtige Fertigkeiten, ohne die es nicht funktionieren wird. Dazu gehören auch Grundkenntnisse im Medienrecht, ein einigermaßen guter Schreibstil und die Fähigkeit, Wissen und Zusammenhänge zu vermitteln.
Die Bedeutung von Bloggern heute
Ich beziehe mich zunächst wieder auf die Gründerszene: "Blogger zeichnen sich durch einen sehr persönlichen, teilweise auch sehr kritischen Stil aus. In den vergangenen Jahren haben Blogger in vielen Branchen extrem an Bedeutung gewonnen."
Der kritische Stil des Bloggers ist wieder ein Indiz dafür, dass er nicht (ausschließlich) nüchtern informiert, sondern seine eigene Meinung einfließen lässt, was bei einem klassischen journalistischen Faktenartikel natürlich ein No-go wäre. Aber dennoch sprießen die Blogs nur so aus der Erde, Blogger machen sich erfolgreich selbstständig und können teilweise zu 100 % ihren Lebensunterhalt mit dem Bloggen bestreiten.
Blogger mit Tausenden, ja Millionen von Followern haben einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Nicht umsonst nennt man sie auch "Influencer". Leser geben viel darauf, was Blogger sagen, denn sie kommen oft authentisch rüber und der Leser kann sich häufig mit ihnen identifizieren.
Wie siehst Du das? Was verstehst Du unter einem Blogger und wie siehst Du deren Rolle in unserer heutigen Gesellschaft?