5 Bedingungen, um mit Journalismus Geld verdienen zu können

Journalismus – wird der bald zur brotlosen Kunst oder kann man tatsächlich mit Journalismus noch Geld verdienen?

5 Bedingungen, um mit Journalismus Geld verdienen zu können

Einst noch wahrhafte Gelddruckmaschinen, müssen große wie kleine Verlage heute zunehmend auch finanzielle Eingeständnisse machen. Mit der Digitalisierung und einem Überangebot an gratis Onlinemedien haben die Verlage starken Konkurrenzdruck bekommen. Leider sind die Leser immer seltener bereit für Inhalte zu bezahlen. Einmal schnell Google aufgerufen und schon wird der Leser nahezu erschlagen von Informationen. Wir stellen die 5 Bedingungen vor, die gegeben sein müssen, um mit Journalismus Geld verdienen zu können:

1. Nicht stehenbleiben, weiterdenken!

Ich habe heute einen Spruch gelesen, über den ich zunächst etwas schmunzeln musste: *"Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit." *Friedrich Schiller soll das angeblich im 18. Jahrhundert gesagt haben. Und wenn er das schon sagte, kann es dann so falsch sein? Nüchtern betrachtet, hat Schiller recht – besonders im Bezug auf Journalismus. Wer sich nicht seiner sich wandelnden Umwelt anpassen kann oder möchte, wird von schneller und agileren Unternehmen rausgekickt. Survival of the fittest. So einfach. Aber was bedeutet das konkret? In der Medienbranche sollte es Bestandteil des journalistischen Selbstverständnisses sein, sich auf medientechnologische Neuerungen einzulassen, sie zu erlernen und für die eigenen Zwecke zu verwenden. So müssen auch Verlage agil bleiben und ihre Umwelt stets im Auge behalten, um auf Trends reagieren zu können. Digitalisierung ist dabei ein Schlüsselbegriff. Vermutlich haben viele gehofft, diese Digitalisierung sei nur ein Hype, der wieder abebben wird. Tatsächlich haben nun viele Medienhäuser, die nicht gleich auf den *"digitalen Zug" *aufgesprungen sind, den Anschluss verpasst und müssen sich nun beeilen, wieder ins Geschäft zu kommen. Und das ist ohne ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell gar nicht so einfach. Alle Artikel als PDF hochladen und eine PayWall davorschalten = erfolgreiche Digitalisierung? So einfach ist es nicht. Verlage müssen sich überlegen, wie sie ihre Produkte attraktiv vermarkten, wirtschaftlich bleiben und dabei keine Qualitätseingeständnisse machen müssen.

2. Community aufbauen, unentbehrlich werden!

Der beste Artikel ist wertlos, wenn ihn keiner liest. Die Leser sind das wichtigste Gut von Journalist und Verlag. Desto mehr Menschen sich für die Inhalte interessieren, umso besser. Im besten Falle bildet sich eine richtige Lesercommunity, die von dem journalistischen Produkt überzeugt ist und es regelmäßig konsumiert. Dieses Potenzial sollte man unbedingt nutzen: Eine starke Community prägt die journalistische Arbeitsweise im Verlag. Die Leser können Auskunft darüber geben, welche Themen gut ankommen oder wie ihnen der einzelne Artikel gefällt. Das direkte Feedback hilft der Redaktion, ihre Inhalte und Workflows zu verbessern. Die Community kann zudem Themen vorschlagen oder auch Material für Artikel beisteuern. Gerade kein Journalist am Ort des Geschehens? Kein Problem, die Community hilft mit. Leser können Fotos schießen und der Redaktion zur Verfügung stellen. Das spart dem Verlag nebenbei Zeit und Geld. Indem Interaktionen gefördert werden, schaffen Journalisten einen Dialog. Leser können sich besser mit einem Medium identifizieren, wenn sie damit interagieren können und eine Beziehung aufbauen. Schließlich liegt es auch im Interesse des Lesers, dass seine Themenvorschläge zu einem Artikel werden. Ziel des Verlages sollte es also sein durch enge Leserbindung eine aktive und treue Community aufzubauen.

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3. Werte achten, Werte schaffen!

Digitaljournalismus ist von journalistischen Leitlinien und Werten nicht ausgenommen. Ganz im Gegenteil: In einer Welt, in der prinzipiell jeder Beiträge online verfassen und veröffentlichen kann, wird es umso wichtiger, dass Qualitätsstandards gewahrt werden. Onlinejournalismus hat ohnehin noch mit seinem gespaltenen Ruf zu kämpfen. Einerseits gilt er als besonders authentisch, da sich User aktiv an der Entstehung von Artikeln beteiligen können und verschiedene Blickwinkel ermöglichen. Andererseits wird Onlinejournalismus auch Unseriosität vorgeworfen, beispielsweise wenn Trolle inhaltlich/moralisch falsche oder nicht ernst gemeinte Beiträge veröffentlichen. Verlage, die sich einem digitalen Geschäftsmodell annehmen, sollten sich dieser Herausforderung bewusst sein. Sie müssen auch online Seriosität, Unabhängigkeit, Qualität und Relevanz verkörpern. Sonst verlieren sie wertvolle Leser.

4. Werben wieder sexy machen!

Unabhängig von Mind Settings à la Innovation, Community-Building und journalistischen Werten sind noch mehr Bedingungen nötig, um mit Journalismus Geld verdienen zu können. Beispielsweise muss man seinen Kunden eine attraktive Plattform zum Werben bieten. Dazu gehört nicht nur eine hohe Reichweite der Anzeigen oder eine hohe Klickrate. Das Werben muss transparent gestaltet werden. So, dass der Kunde den Verlauf seiner Werbekampagne nachverfolgen kann und über Erfolge sowie Misserfolge stetig auf dem Laufenden gehalten wird. Das Werben muss für ihn lehrreich sein: Er soll seine Zielgruppe näher kennenlernen und deren Interessen ermitteln können. Dazu benötigt der Kunde einen Zugang zu seinem persönlichen Werbekonto, in dem er Statistiken zu seiner Werbung einsehen kann und gleichzeitig Überblick über seine Ausgaben behält. Außerdem sollte der Kunde nur für wahre Leistung bezahlen müssen. Wird seine Werbung nicht ausgespielt oder nicht sichtbar genug dargestellt, muss er auch nicht bezahlen. Seine Anzeigen müssen personalisiert an die richtige Zielgruppe ausgespielt werden. Daten, die von Lesern erhoben werden können, werden zum zielgerichteten Werben genutzt und bieten dem Anzeigekunden einen besonderen Mehrwert.

5. Skalierbar werden, Erfolge "ausrechnen"!

Für einen erfolgreichen Journalismus, mit dem man tatsächlich Geld verdienen kann, benötigt man ein Businessmodell, das dem digitalen Zeitalter gerecht wird. Die journalistische Wertschöpfungskette muss dahingehend optimiert werden, dass viele Arbeitsschritte automatisiert oder vereinfacht werden können. Für einen Artikel sollten weniger Ressourcen aufgewendet werden müssen. Der Einsatz neuester Content- und Analyse-Technologien sollte es ermöglichen, Erfolge vorhersagen zu können. So kann man besser abschätzen, welche Artikel für welche Leser interessant sein könnten, welche passende Werbung dazu geschaltet werden könnte, wie man die Verweildauer der Leser auf den einzelnen Seiten optimieren kann und vieles mehr. Skalierbarkeit im Journalismus wird noch immer angezweifelt. Wenn man es aber schafft, fern der gewohnten Bahnen zu denken und Journalismus wirtschaftlicher zu denken (ohne dabei inhaltliche Qualitätsaspekte aus den Augen zu verlieren), kann die Rechnung aufgehen.

Fazit

Wenn diese 5 Bedingungen gegeben sind, sind bereits wichtige Weichen gestellt, um mit Onlinejournalismus Geld verdienen zu können. Zwar reicht eine moderne Denke nicht aus, auch Taten müssen folgen, damit die journalistische Arbeit auch finanziell Früchte trägt. Steht aber eine breite aktive und treue Leserschaft hinter einer Redaktion, denkt der Verlag digital und fortschrittlich, achtet er dabei journalistische Werte, bietet ein innovatives Vertriebsportfolio und ist sein Businesskonzept skalierbar – dann kann darauf aufgebaut werden.

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